(Vor Kurzem ist mir eingefallen, dass ich früher Geschichten aus fünf bis sechs wild gewählten Wörtern geschrieben habe. Ich dachte, es wäre cool, wieder damit anzufangen. Meine Freundin Anne schenkte mir die o.a. Wörter. Hier ist meine Geschichte:)
Schon seit Tagen hatte sie so ein komisches Gefühl. Dauernd schaute sie sich um. Da bewegte sich doch was? Aber sie konnte nichts entdecken. Trotzdem war sie sich sicher, dass es da war, dieses … Etwas … Tagsüber war es wie ein Schatten, nachts wie ein Irrlicht. Sie hatte Angst. Wurde sie jetzt langsam verrückt? An Schlaf war nicht zu denken, denn jedes Mal, wenn sie ihre Augen schloss, wurde es schlimmer. Manchmal erhellte sich der Raum urplötzlich – für den Bruchteil einer Sekunde, wie von einem Blitzlicht – manchmal knackte es irgendwo, und manchmal hörte sie Stimmen. Aber nie konnte sie verstehen, was sie sagten. Nie konnte sie klare Worte hören, egal, wie sehr sie sich darauf konzentrierte. Zu leise. Zu undeutlich. Zu fremd … Zu … argh!!! Ihr Herz raste. „Hört auf!“ schrie sie. „Hört endlich auf! Verschwindet! Haut ab!!!!“ Sie begann zu weinen. Sie hatte keine Kraft mehr. Sie war immer so stark gewesen, aber jetzt konnte sie nicht mehr. Sie war durch. So ging es nicht weiter.
Mit einem Mal war alles still. Vorsichtig schaute sie sich um. Was war denn jetzt los? Vor lauter Tränen war alles verschwommen. Sie rieb sich die Augen. Es war noch immer dunkel, aber das Zimmer leuchtete jetzt irgendwie leicht blaubeerblau. Sie kniff die Augen zusammen und öffnete sie wieder. Das blaubeerblaue Leuchten blieb, aber das Zimmer war verschwunden. Es gab keine Möbel, keine Wände, und sie schwebte im Nichts. Seltsamerweise hatte sie auch keine Angst mehr, denn sie fühlte sich gehalten, leicht und sicher, und irgendwie fand sie es auch ganz normal, dass sie hier so rumschwebte. In der Ferne sah sie tanzende Lichter, welche sie sofort als Glühwürmchen identifizierte. „Vielleicht waren es ja die ganze Zeit Glühwürmchen und gar keine Irrlichter?“, wunderte sie sich … Sie bemerkte, wie ihre Fingerspitzen kühles Moos berührten. Über ihr leuchteten Sterne, und plötzlich sah sie eine Sternschnuppe. Schnell schloss sie die Augen und wünschte sich, dass sie sich von jetzt an öfter so fühlen könnte. Neben ihr hörte sie eine liebevolle, leise, aber kristallklare Stimme, und trotzdem sie die Worte nicht richtig hören konnte, verstand sie genau, was sie sagten.
Sie stand auf und machte sich einen Tee. Und sie wusste, alles war gut, genau so, wie es gerade war.
14.01.2024 © Elke Thompson
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Published on Jan 15, 2024