Ein Kinderbuch für schwere Momente – Elke Barber schrieb über den Tod ihres Mannes

Morgenpost

6.5.2016

Laura Brauer

Morgenpost Artikel - Ein Kinderbuch für schwere Momente

Buchläden sind voll von todtraurigen Romanen und harten Krimis. Aber ein Buch, das Kleinkindern den Tod eines geliebten Menschen erklärt? „Tut uns leid, aber so ein Thema macht den Leuten Angst.“ Das ist die Antwort, die Autorin Elke Barber von sämtlichen Verlagen bekam, als sie ihr Buch anbot.

„Kommt Papa gleich wieder?“ heißt das Werk der verwitweten Mutter zweier Kinder. Ein Bilderbuch, das sich der bohrenden Kinder-Fragen annimmt. Doch sie erhielt ausnahmslos Absagen – und erkämpfte sich allein den Weg zum persönlichen Erfolg.

Die Geschichte von Elke Barber – und zwar ihre persönliche – ist keine leichte Kost. Ihr Mann, damals 34 Jahre alt, war gerade mit dem gemeinsamen dreijährigen Sohn Alex auf einem Wochenendausflug, als er einen Herzinfarkt erlitt. Ganz allein schaffte es der Junge, Hilfe zu holen. Doch sein Vater stirbt noch vor Ort.

Als Barber ein Buch suchte, das ihrem Sohn kindgerecht dabei helfen konnte, das Erlebte zu verarbeiten – fand sie keines. „Für jeden Kinderhusten kann man einen Ratgeber kaufen. Aber der Tod wird wie ein Thema behandelt, das niemanden treffen kann. Absurd“, sagt die heute 41-Jährige im MOPO-Gespräch.

Die gelernte Grafikdesignerin schreibt die Fragen ihres Sohnes auf. Und ihre Antworten dazu. Es sind einfache, ehrliche Antworten, illustriert von Künstlerin Anna Jarvis. Es ist ein Buch, das schön ist und weh tut. Und das es nicht in den Buchhandel schaffte. Die Verlagsbranche blockte. „Man dürfe im Jahr nur ein ’schwieriges‘ Buch auf den Markt bringen, erklärte man mir.“ Und „Das Buch sei toll, aber es verschrecke die Leser.“ Der Tod – das totale Tabu.

Barber musste kämpfen. Auch für sich. Sie bekam einen Tumor, eine höchst aggressive Form von Brustkrebs. Sie sammelte während der Chemotherapie über Crowdfunding in nur 20 Tagen 10000 Euro. Und brachte ihr Buch in Eigenregie auf den Markt.

Was sie seither an Massen von Briefen, Danksagungen oder auch Zeichnungen von Kindern bekommt, ist für sie „vor allem ein Zeichen dafür, dass es mehr Eltern und Kinder als mich gibt, die ein Buch als Hilfestellung in schweren Zeiten brauchen“.

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