„Kommt Papa gleich wieder?“
Elke Barber hat zwei Kinderbücher über den Tod und das Danach geschrieben

WN - Westfälische Nachrichten

25.06.2015

Uwe Renners

Elke liest Alex und Olivia aus

Alex ist im April 2009 gerade einmal drei Jahre alt, als sein Vater Martin einen schweren Herzinfarkt erleidet. Ganz allein schafft er es, Hilfe zu holen, doch sein geliebter Papa stirbt noch vor Ort. Das Ganze passiert, während Martin mit Sohn Alex ein Vater-Sohn-Wochenende genießt. Für sie selber kaum zu verarbeiten, muss Elke Barber nun auch ihrem Sohn erklären, was passiert ist.

Hilfe sucht sie in der Literatur. Doch schnell muss sie feststellen, dass es für Kinder im Vorschulalter kein angemessenes Buch für einen solchen Anlass gibt. Die gebürtige Münsteranerin und gelernte Designerin, die im schottischen Edingburgh lebt, entschließt sich, selber ein Kinderbuch zu schreiben. „Is Daddy coming back in a Minute?“ wird es heißen, erscheint erst auf Englisch und jetzt auch in deutscher Sprache.

„Möglich wurde dies erst durch ihren Besuch bei der TEDx im vergangenen Jahr in Münster “, erzählt Christoph Salzig , der auch in diesem Jahr wieder zum TEDx-Team gehört. TEDx, das ist eine Innovationskonferenz, deren Wurzeln aus den USA kommen. Die Mutterkonferenz TED dort ist legendär, Sprecher wie Bill Clinton und andere reden dort über ihre Ideen und Visionen.

Zurück zu Alex und seinem toten Vater. „Niemand wollte das Thema anpacken“, erinnert sich die gebürtige Münsteranerin. Kein Thema für ein Kinderbuch, hörte sie unisono. Weder in ihrer neuen Heimat Schottland noch in Deutschland erkennt man die Notwendigkeit, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Via Crowdfunding – einem Finanzierungsmodell, bei dem die breite Öffentlichkeit Geld für das jeweilige Projekt beisteuern kann – versucht Thompson die benötigte Summe für eine Selbstveröffentlichung der englischen Fassung zu sammeln. Von der Anteilnahme überwältigt, erreicht sie in nur 20 Tagen das Ziel von 8000 Pfund.

Nach ihrem Vortrag auf der TEDx Bühne im vergangenen Jahr in Münster meldet sich ein Software-Entwickler und bietet ihr Unterstützung bei der Veröffentlichung der deutschen Ausgabe an. Mittlerweile hatte die Münsteranerin die Geschichte weitererzählt und ein weiteres Buch geschrieben. „Das handelt von Beerdigungen und Verbrennungen und erklärt den Kindern, was da passiert. Es erzählt aber auch meine Geschichte weiter, dass ich einen neuen Mann kennengelernt habe und der Alex zwar sagt, dass es nicht sein Papa ist, er ihn aber auch lieb hat. Es gibt auch ein bisschen Hoffnung“, erzählt Barber, die am Freitag (26. Juni) wieder in Münster ist. Dieses Mal aber als Zuschauerin bei der TEDx. Klar, wird sie auch ihr neues Buch mitbringen.

Dass sie die Bücher geschrieben hat, ist für Elke Barber auch Hilfe bei der persönlichen Verarbeitung des Verlustes gewesen. „Und es haben sich ganz viele gemeldet, per Mail oder mit einem Brief, von ihren eigenen Erfahrungen erzählt und sich auch bedankt.“ Auch ihr Sohn habe Post bekommen von anderen Kindern. Dass Papa nicht mehr wiederkommt, weiß er – auch durch das Buch seiner Mutter.

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